UmBau 12 | 1990
deutsch, Eigenverlag, 136 S. VERGRIFFENNach zweieinhalb Jahren erscheint UMBAU doch wieder, oder taucht auf. Es ist unberechenbar, wann und wie er erscheint. "Wie" meint seine Form - innerhalb des kleinen, roten Formats gibt es von einem Heft zum anderen Unterschiede, oft kaum merkbare - und die Redaktionsmitglieder im Hintergrund. Hier liegt auch der Grund für den langen Zeitraum zwischen UMBAU 11 und UMBAU 12, im Generationswechsel, der sich innerhalb der Beteiligten nun endlich vollzogen hat: UMBAU scheint ein Medium der Dreißigjährigen zu sein, die sich um sein Erscheinen bemühen, es vorantreiben.
Die Unberechenbarkeit des Erscheinens von UMBAU, die selbst wieder nicht berechnet oder geplant ist, kann auch als positive Qualität gesehen werden. Denn UMBAU ist dadurch kein starres Medium, es ergibt sich ein vexierendes Bild, das man also nicht nur in der Architektur sondern auch in deren kritischer Reflexion findet. Das stetige Bild, oder Konzept, bleibt unerreichbar (als verinnerlichte "wienerische" Haltung?).
Trotzdem werden wir uns bemühen, dass UMBAU regelmäßiger und in kürzeren Abständen erscheinen wird. Und der Generationswechsel hat sich auch bei den Autoren vollzogen. Poetisch-meditative, freie Texte umkreisen ihre Aussage. Das Thema - einmal Japan, dann Lois Welzenbacher - provoziert eine weit gefasste Reflexion. Hinter Welzenbacher liegt das Thema des Bildes verborgen (das fotographische Bild, das Landschaftsbild) das Thema Blickrichtung (des Menschen, der Fotographie, des Hauses, des Sessels, wer ist es, der schaut?) oder das Thema Rahmen (im fotographischen Bild, oder Architektur als Rahmen für die Landschaft). Architektur dient der Erkenntnis. "Architektur ist nicht Objekt, das angeschaut werden will, sondern subjektives Mittel, um Landschaft zu betrachten". Erkenntnis, die hier gemeint ist, wird nicht über Begriffe sondern Bilder gewonnen. "Bild wird, was im Erkennen aufblitzt". Und hier liegt, im japanischen Kontext, die "Solchheit" der Dinge.
Die Frage nach dem Ort ist auf unterschiedliche Weise gestellt. Einmal, bei Beneder, als Frage nach dem, was japanisch, wienerische, französisch sein könnte, die eindeutig nur in der Ablehnung von formalen Motiven beantwortet wird. Positive Antworten findet man in den Entwürfen, dann, wenn das Gebäude auf eine spezifische Situation - die Stadt (drei Straßen, die drei verschiedene Bilder des Gebäudes rahmen) oder die Landschaft (der Hang) - eingeht. Diese Art des Eingehens markiert den Ort auf einer allgemeinen Ebene, also in Tokio wie in Waidhofen, das besondere ist unter Anderem materialistisch bestimmt, durch Handwerk und Material. Den Ort, oder Heimat, gibt es nur in der Aneignung. Auch für Sigrid Hauser entsteht der Ort in der Aneignung, indem die Landschaft zum Bild gemacht und so zum Ort wird, erkannt wird.
Was kann man unter Ort, was unter Heimat verstehen? Ort ist rational definiert, als Heimat ist der Ort vertraut, beseelt, wiedererkennbar. Die Wohnbauten der 50er Jahre werden mittels Kunst zur Heimat. Das Konzept ist statisch, es gibt keine Wechselwirkung zwischen Bau und Umgebung, keine Aneignung. Auch "immer mehr Plastiken" werden "irgendwo an Eckvorplätzen, Vorgartenstreifen...eingestreut". Ort ist also ein spezifischer Ort, und Heimat ist das, was allgemein vertraut ist. In diesem Sinn verbindet Hoffmann-Axthelm das Regionale mit Einmaligkeit und Örtlichkeit, im Heimatstil ist diese Bindung aufgehoben, er ist überall anwendbar, überall wiedererkennbar.
UmBau 12
Österreichische Gesellschaft für Architektur (Hrsg.)
Wien 1990
136 Seiten, mit SW-Abbildungen.