Status Quo Vadis Teil IV: Mediale Repräsentation in der Architektur
Jede Reflexion über Architekturtheorie hat im digitalen Medienzeitalter von einem Faktum auszugehen, nämlich dem außerordentlichen, kulturellen Wandel, der durch einen Swift einer modernistischen Objektproduktion zur postindustriellen Bilderkonsumation gekennzeichnet ist.
Aufgrund der sich dramatisch verschiebenden kulturellen Dominante steht die Architektur im Zentrum jener Dynamik, die sich als Übergang vom linguistic turn der sechziger Jahre zum iconic turn des Medienzeitalters beschreiben lässt. War seit den sechziger Jahren Architekturtheorie weitestgehend zeichenbasiert – wie in den Konzepten des Strukturalismus, der Postmoderne und des Dekonstruktivismus –, so scheint heute mit dem iconic turn eine grundlegende Rekonzeptualisierung der Architektur auf medien- und bildtheoretischer Basis notwendig.
Insofern die Architektur schon immer Medium materialer Konkretisierungen von räumlichen Vorstellungen und Bildern war, kommt sie nicht umhin, sich den neuen Wahrnehmungsweisen zu öffnen und die neuen Bildpraktiken, selbst in ihren anachronistischen Zügen aufzunehmen. Die ÖGFA nimmt diesen Umstand zum Anlass, einigen dieser Fragen ihr Herbstprogramm kritisch zu widmen.
Eva Maria Froschauer wird zunächst den Nachweis zu führen versuchen, daß die Wichtigkeit medialer Repräsentation der Architektur nichts ganz Neues ist und anhand einer genaueren Sicht auf Funktionsweisen von wesentlichen Fachmedien, den Architekturjournalen – hier um 1900 und am Beispiel der damaligen Boomtown Berlin – einen Blick hinter die publizistischen Strategien werfen: wie, warum und wozu neue Zeitschriften der Architektur entstehen, wie bestimmte Themen „gemacht“ werden und wie in der Druckvorstufe schon immer in die Trickkiste visueller Architekturvermittlung gegriffen wurde. Damit kann man auch feststellen: die mediale Repräsentation von Architektur und deren Auftritt in bestimmten Medienformaten scheint nämlich viel mehr in einer Traditionslinie zu stehen, als dass ein Zusammenspiel beider Komponenten wieder einmal neu erfunden werden müsste. Die TV-Dokumentation „Der Gruen Effekt“ rekonstruiert Gruens Vision der Europäisierung der zersiedelten amerikanischen Vorstadt hin zur Realität der Amerikanisierung der europäischen Innenstadt und erforscht dabei jene Themen und Übersetzungsfehler, die unseren städtischen Alltag heute so sehr definieren. Eine anschließende Podiumsdiskussion soll diesen Sachverhalt noch näher beleuchten. Richard Ingersolls Vortrag wird dem Image des Architekten gewidmet sein und rundet damit den Zyklus thematisch ab.