Architekt und Bauherr
Eine harmonische Beziehung?
Vortrag und DiskussionAuf der einen Seite: die Wünsche des Bauherrn. Auf der anderen Seite: äußere Gegebenheiten. Und dazwischen: der Architekt, der beides zusammenbringen soll.
Bei dieser Ausgangslage ist, jenseits vom persönlichen Können des Architekten, die Frustration der einen oder anderen Wunschvorstellung des Bauherrn unausweichlich. Je weniger ein Bauherr in das Entwurfsgeschehen eingebunden ist, desto weniger Verständnis wird er für derartige Abwandlungen und Abstriche bei seinen Wünschen aufbringen. Infolge dessen wird der Bauherr dem Architekten vorschnell Unwillen oder Unvermögen vorwerfen. Umgekehrt wird dieser den Bauherrn als uneinsichtig erleben.
Kein Bauwerber wehrt sich vehementer gegen Bevormundung als der viel belächelte "Häuslbauer". Lässt man ihm sein Recht, verflacht der beschriebene Konflikt. Das erfordert allerdings eine Änderung des Verhaltens von Seiten des Architekten. Was, wenn sich seine Aufgabe im Wesentlichen darauf beschränkt, das Spielfeld zu bereiten, auf dem sich der entwerfende Bauherr bewegen wird? Wenn der Architekt darüber hinaus nur noch dann ins Entwurfsgeschehen eingreift, sofern der Bauherr seine Hilfe sucht, oder wenn zeitweise Überforderung in Frust und Resignation umzuschlagen droht? Wie schwer es ist, sich vom Selbstbild des freien Künstlers zu lösen, zeigen nicht zuletzt die diversen Partizipationsprojekte. Wie groß aber andererseits das Potential ist, wenn Laien die Möglichkeit erhalten, ihre Entwürfe selbst zu entwickeln, beweisen die Ergebnisse eines 2003 von Thomas Jung in Kolumbien realisierten Projekts.
Thomas Jung
geboren 1976, arbeitet als Architekt und Psychoanalytiker in Wien
(Aus Gründen des Leseflusses wird im Text auf Wunsch des Vortragenden das Maskulinum verwendet.)