Stadtentwicklung Zürich: Auf dem Weg zur Nachhaltigkeit
Karin Schulte, CH
VortragIn den unlängst verabschiedeten „Strategien 2025“ legt der Stadtrat von Zürich seine langfristigen Ziele und Handlungsfelder für die Entwicklung Zürichs dar. Zürich bezeichnet er darin prominent als eine „nachhaltig ausgerichtete Metropole“. Die Züricher Arbeitsdefinition des Begriffs „nachhaltige Entwicklung“ lautet wie folgt: „Nachhaltig ist eine Entwicklung dann, wenn sie die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sichert, das menschliche Wohlbefinden und die soziale Gerechtigkeit stärkt sowie zur Sicherstellung der natürlichen Lebensgrundlage für Mensch, Tier und Pflanzen beiträgt. Falls Entscheide getroffen werden müssen, die für die Entwicklung in einer der Dimensionen negativ sind, werden die Nachteile nur akzeptiert, wenn der Nutzen für eine Dimension den Nachteil für die anderen Dimensionen überwiegt. Diese Abwägung darf nicht systematisch zu Lasten der gleichen Dimension gehen.“
Mit der Veröffentlichung des ersten Nachhaltigkeitsberichts im Jahre 2004 hat die Stadt Zürich Pionierarbeit geleistet. Um die nachhaltige Entwicklung Zürichs zu evaluieren, wurde ein Set von 21 Kernindikatoren erarbeitet. Der Bericht zeigt die wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Entwicklung Zürichs seit 1985 auf. Damit werden folgende Ziele verfolgt:
– Einschätzung der aktuellen Entwicklung
– Bereitstellung einer Datengrundlage für politische Entscheidungsträger
– Bewusstseinsbildung für langfristige Entwicklungstendenzen
In der Schweiz haben auch der Bund, verschiedene Kantone und Städte Indikatorensets erarbeitet. Das Bundesamt für Raumentwicklung ist bestrebt, die Arbeiten zu koordinieren. Das Set der Stadt Zürich wurde so weit möglich mit dem Kanton Basel-Stadt koordiniert. Auf der europäischen Ebene verfügen insbesondere etliche größere deutsche Städte bereits über Nachhaltigkeitsindikatorensets. Ausgangspunkt für die Erarbeitung der Sets waren bereits bestehende von anderen Städten oder Indikatorensets von internationalen Initiativen zum Vergleich der Entwicklung der Städte (z.B. Global Urban Observatory, Urban Audit, Zukunft der Städte, Sustainable Cities). Die Auswahl der Indikatoren für Zürich erfolgte durch eine städtische Arbeitsgruppe in Zusammenarbeit mit dem Institut für Raum- und Landschaftsentwicklung der ETH Zürich.
Der Nachhaltigkeitsbericht stößt auf großes Interesse. In vielen der aufgezeigten Handlungsfelder betreibt die Stadt eine aktive Politik. In der aktuellen Legislaturperiode wird ein Schwerpunkt in der Energie- und Umweltpolitik gelegt. Die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft ist handlungsleitend für Maßnahmen im Bereich des nachhaltigen Bauens oder in der Energieversorgung.
Es bleibt gleichwohl eine Herausforderung, das Nachhaltigkeitsprinzip in alle täglichen Entscheidungen einfließen zu lassen. Die Stadt Zürich setzt dabei stark auf kooperative und partizipative Prozesse. Denn gerade in der Stadtentwicklung ist letztlich neben den gesetzlichen Rahmenbedingungen die Qualität des Aushandlungsprozesses zwischen den Interessen der beteiligten Akteure entscheidend. Denn oft sind es private Grundeigentümer und Investoren, die bei der Stadtentwicklung einen wesentlichen Gestaltungsspielraum haben. Die öffentliche Hand kann über die Verkehrserschließung und gesetzgeberische Leitplanken wichtige Beiträge leisten. Evaluationen dienen dazu, Grundlagen für allfällig notwendige Kurskorrekturen zu liefern.
Karin Schulte
ist stellvertretende Leiterin des Bereichs Stadtentwicklung in Zürich. Nach vier Jahren in der Umwelt- und Unternehmensberatung arbeitet Karin Schulte seit 1998 in der damals neu gegründeten Fachstelle für Stadtentwicklung. Die Stadtentwicklung Zürich ist dem Stadtpräsidenten unterstellt und umfasst die Bereiche Integrationsförderung, Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung. In interdisziplinären Teams werden strategische Grundlagen in gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und sozialräumlichen Themenbereichen erarbeitet.
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