Schulbau ist Städtebau
PodiumsdiskussionAls Viktor Hufnagl 1968 der Einladung nachkam, an einer Studiengemeinschaft zum Thema Vorfertigung im Schulbau teilzunehmen, stand seine siebte Schule – die Hauptschule in Weiz – kurz vor der Fertigstellung. Im Rahmen der Recherche besuchte das Team – Viktor Hufnagl, Franz Kiener, Ferdinand Kitt, Fritz G. Mayr, Herbert Thurner und Ottokar Uhl – zwei Jahre lang Schulen in ganz Europa. Mit wissenschaftlicher Akribie wurden Normen verglichen, Firmen befragt, Empfehlungen verfasst. Durch „offene Bausysteme“ aus vorgefertigten Stahlbetonelementen sollten Bauzeit und -kosten verringert werden. Zum Abschluss der Studie vergab der Bund Aufträge an die sechs Mitglieder des Teams. Viktor Hufnagl und Fritz G. Mayr planten das Bundesschulzentrum in Wörgl mit drei Schulen und einer städtischen Schwimmhalle. Der Entwurf folgt der Idee eines Zentralbaus. Die Halle – oder vielleicht zutreffender die Agora – bildet das Zentrum dieses großen Gebäudekomplexes. Diese bietet einen Ort für Kommunikation, Veranstaltungen und Versammlung an und ist zugleich Zentrum der inneren Verteilung. Die leicht versetz- oder demontierbaren Zwischenwände ermöglichen eine große Variabilität des Grundrisslayouts und die Raumgrößen sind mittels Faltwänden für Groß- und Kleingruppen anpassbar.
Einige Jahre später, auf die Frage eines Interviewers, was für ein Ort eine Bildungseinrichtung sein soll, antwortete Hufnagl: „Die Schule muss einen städtischen Raum ergeben, einen Treffpunkt bilden.“
Die Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Ausstellung Geometrien des Lebens thematisiert Hufnagls Manifest und seine Bedeutung für die nachfolgenden Generationen von Architekt*innen sowie den heutigen Schulbau.
Gäste:
Lorenzo De Chiffre, TU Wien, Forschungsbereich für Hochbau und Entwerfen
Ursula Schneider, POS sustainable architecture, Wien
Bernhard Steger, Abteilungsleitung Stadtteilplanung & Flächenwidmung Innen-Südwest, MA 21 A Stadt Wien
Lorenzo De Chiffre
2002 – 2003 Lehrtätigkeit an der University of East London; seit 2011 wissenschaftliche Mitarbeit bei Prof. Staufer & Hasler, Hochbau und Entwerfen Lehrtätigkeit und Forschung an der TU Wien Veröffentlichung von mehreren Texten in u.a. Werk, Bauen + Wohnen. Ab 2010 Tätigkeit als freischaffender Architekt sowie Kooperationstätigkeiten mit u.a. Archipelago Architects und Sergison Bates Architects; 2016 Promotion über das „Wiener Terrassenhaus“; 2017 Ausstellung „Das Terrassenhaus – ein Wiener Fetisch?“ im Architekturzentrum Wien. Zur Zeit Recherche zum Oeuvre von Hans Hollein
Ursula Schneider
leitet seit 2000 das Büro POS architekten. Seit über 30 Jahren liegt ihr Fokus in der ökologischen und klimasensitiven Architektur. Ab 2001 verstärkte sie ihre Tätigkeit im Bereich der innovativen und angewandten Bauforschung und des Consultings in den Themenbereichen Passivhaus, Tageslichtarchitektur, Plusenergiestandard, CO2-neutrales Bauen, cradle to cradle, Kreislauffähigkeit, Nutzerkomfort und Gebäudebegrünung.
Im Rahmen ihrer regen Tätigkeit als Lehrende und Vortragende vermittelt sie ihre Werte einer zukunftsfähigen Architektur.
Bernhard Steger
seit Dezember 2018 Leiter der Abteilung Stadtteilplanung und Flächenwidmung Innen-Südwest der Stadt Wien (MA 21 A). Architekturstudium an der TU Wien und der ETSA Barcelona mit anschließender Dissertation („Vom Bauen. Zu Leben und Werk von Ottokar Uhl“). 2007 – 2010 Assistent an der TU Wien. Zwischen 2006 und 2012 Partner in einem Wiener Architekturbüro, ab Sommer 2012 Mitarbeiter in der Geschäftsgruppe Stadtentwicklung, Verkehr, Klimaschutz, Energieplanung und BürgerInnenbeteiligung.
Moderation: Elise Feiersinger, Ulrich Huhs / ÖGFA