Abschluss der Jubiläumsbauvisiten: Rosenkranzkirche (1956)
Architektur: Johann Georg Gsteu, Friedrich Achleitner
BauvisiteArchitektur: Johann Georg Gsteu, Friedrich Achleitner
Auftraggeber: Erzdiözese Wien, vertreten durch Pfarrer Josef Ernst Mayer
In den Jahren 2005 und 2006 fanden anlässlich des 40-jährigen Bestehens der Österreichischen Gesellschaft für Architektur Jubiläumsbauvisiten statt, die einen Einblick in österreichisches Architekturgeschehen in den Jahren 1965 bis 2005 gaben. Jede Bauvisite stellte in chronologischer Abfolge jeweils ein Gebäude pro Jahrgang vor, begonnen wurde mit dem Haus Bacher der Arbeitsgruppe 4 aus dem Jahr 1965. Als Abschluss dieser Veranstaltungsreihe möchten wir den Bogen noch etwas weiter zurückspannen, nämlich zum Umbau der Rosenkranzkirche im Jahr 1956. Dieser feiert heuer 50-jähriges Jubiläum und nimmt in seinem Konzept vieles der Neuorientierung der katholischen Kirche in den 1960er Jahren vorweg.
Die im Jahr 1909 von Hubert Gangl und Eugen Ritter von Felgel im neoromanischen Stil errichtete Pfarrkirche für Wien-Hetzendorf wurde bei einem Luftangriff 1944 schwer beschädigt und 1952-54 gemäß dem Originalzustand wieder aufgebaut. Im Inneren dominierte eine in Schablonendruck aufgebrachte Jahrhundertwende-Dekoration in Form von Rosen. Aus „künstlerischen und gottesdienstlichen“ Gründen entschieden sich die 1956 mit der inneren Neugestaltung beauftragten Architekten Johann Georg Gsteu und Friedrich Achleitner zur radikalen Reduktion des Raums auf seine tektonisch-bauliche Struktur. Der Bauherr Pfarrer Josef Ernst Mayer schrieb: „Aller unechte Zierat wurde entfernt und der Raum auf große, einfache, feierliche Formen und Linien gebracht. Die Architekten versuchten bei der Gestaltung der Gegenstände mit einem Minimum an Materialien und Methoden auszukommen und legten bei der Gliederung des Bauwerks und bei der Ausstattung eine aus den Maßen der Mittelschiffgurte abgeleitete modulare Ordnung zugrunde. Der Raum wirkt nun bedeutend höher und ernster als vordem.“ Unterstützt durch Pfarrer Mayer realisierten die Architekten ein neues liturgisches Konzept des Volksaltars unter der Vierung des Kirchenschiffs. Erstmals in Österreich 1953 von der Arbeitsgruppe 4 beim Umbau der Kirche in Parsch ausgeführt, wurde dieses 1963 auch beim II. Vatikanischen Konzil bestätigt. Den einzigen Schmuck für den neuen Innenraum bildete das in Auftrag gegebene Triptychon auf Pergament zu den Geheimnissen des Rosenkranzes von Ernst Fuchs.
Die Teilnahme an der Bauvisite erfolgt auf eigene Gefahr. Veranstalter und Bauherr übernehmen keinerlei Haftung.