Schulbauexkursion 2. Teil
Schulen der 70er Jahre
Die Bildungsoffensive der 70er Jahre bringt europaweit Bewegung in die Schulkonzepte und in den Schulbau. Die Hallenschule wird in Österreich zur dominierenden Typologie, der Bezug zum Grünraum verschwindet: Die Halle als gemeinsamer Raum repräsentiert die gesamte Schulcommunity. Die radikale Weiterentwicklung der Halle ist die „Großraumschule“, eine große „Lernfabrik“ bzw. „offene Schule“, in der einzelne Gruppen lernen und arbeiten, abgeschirmt nur durch bewegliche Elemente im Großraum. Das Gymnasium in Völkermarkt (Architekten Thurner/Uhl) ist eine der wenigen realisierten Großraumschulen. Eine weitere Entwicklung stellen die Schulzentren dar, große Gebäudekomplexe, in denen mehreren Schultypen untergebracht sind. Die Bedeutung von Schule und Bildung in der Zeit der Kreisky-Regierung kann an der Anzahl der Forschungsprojekte über Schulbau, der Seminare über Schulbau und Schulreform, der Ausstellungen und in realisierten Modellschulen abgelesen werden.
Bernoulli-Gymnasium (14.30 Uhr)
Das Konzept vereint Schulbauelemente der 50er und 60er Jahre mit neuen Entwicklungen. Die Pavillonanordnung der Klassenzimmer, die Freiluftklassen und der Bezug zu den Grünflächen sind typische Elemente der frühen Nachkriegsmoderne. Die Konzeption des Gebäudes als Hallenschule ist eine neuere Entwicklung im österreichischen Schulbau. Die Besonderheit des Gymnasiums sind die quadratischen Klassen, belichtet zweiseitig über Eck. Das Belichtungskonzept wurde in einem Experimentalbau getestet. Das ausgeklügelte Belichtungskonzept wurde allerdings durch einen späteren Umbau zerstört.
Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium
Entwurf: 1967
Bauzeit: 1971-1973
Architektur: Roland Rainer
Auftraggeber: Republik Österreich
Adresse: 1220 Wien, Bernoullistraße 3
Erreichbarkeit: U1 Kagran
Treffpunkt vor der Schule.
Es führen Johanna Rainer und Maja Lorbek.
Brioschiweg (ca. 16 Uhr)
Der Stil des Schulgebäudes ist typisch für die Ästhetik der späten 70er Jahre. Die vorgesehene funktionelle Transformation ist ebenfalls ein charakteristisches Thema der damaligen Architekturpraxis. Als Volksschule für den vorübergehenden Bedarf einer neuen Wohnhausanlage wurde das Objekt gleichzeitig als Wohnhaus konzipiert, der Turnsaal sollte später die Funktion eines Mehrzwecksaales erfüllen. Das Prinzip der Veränderbarkeit wurde zwar in der Planung vorgesehen, jedoch in der Praxis nicht umgesetzt.
Sonderpädag. Zentrum für integrative Betreuung
Entwurf: 1974, Bauzeit: 1977-1979
Architektur: Manfred F. Resch, Christof Riccabona
Auftraggeber: Stadt Wien
Adresse: 1220 Wien, Brioschiweg 1
Erreichbarkeit: U1 Kagran, Autobus 27A oder 31A bis Doeltergasse.
Es führt Manfred F. Resch.
Konzeption: Maja Lorbek
Maja Lorbek
Architektin in Wien; Forschungsprojekte mit Schwerpunkt Schulbau und innovative
Sanierung.