Bauvisite Museumsquartier
AusschreibungLaurids Ortner
Museumsquartier. Zur Architektur der Neubauten
Wesentlicher Aspekt des Standortes, des 45.000qm großen Areals der ehemaligen Wiener Hofstallungen, ist die geschichtliche Tatsache, daß dieser innerstädtische Bereich Wiens mit der Hofburg, der neuen Burg, dem Heldenplatz und den beiden Hofmuseen ein städtebaulich und historisch einzigartiges Kraftfeld österreichischer Identität darstellt.
In der Anlage des Museumsquartiers nehmen die Kunsthalle Wien und die Hallen E und G der Stadt Wien eine zentrale Stellung ein. Räumlich bilden sie durch die Integration der bestehenden Winterreithalle das Mittelstück, das Leopold Museum und Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien architektonisch verbindet. Geteilt in zwei Baukörper – für Veranstaltungen wird die historische Reithalle genutzt, für Ausstellungen ein parallel dazu errichteter Neubau – sollen die Kunsthalle und die Veranstaltungshallen mit ihren Programmen zum Spiegel zeitgenössischer und aktueller Lebensweise werden. Die Verbindung und gegenseitige Durchdringung von historischer Substanz und zeitgemäßer Architektur ist außen wie innen bestimmendes Motiv. Der reichdekorierten, auf traditionelle Repräsentation ausgerichteten Reithalle wird die vergleichsweise karge Zweckmäßigkeit der Kunsthalle zur Seite gestellt. Von außen zeigt sich die Kunsthalle als ein liegender Kantblock, völlig aus rotem Ziegel, an beiden Enden glatt abgeschnitten mit jeweils in die Stirnfläche eingelassener metallisch glänzender Kragplatte. Als eigenständiger Baukörper liegt er dicht angerückt längsseits der Reithalle und überlappt mit seinem Ziegeldach ihren Dachsaum.
Jeweils über große Freitreppen erschlossen, fügen sich das Leopold Museum und das Museum Moderner Kunst an die beiden Stirnseiten der Winterreithalle an und bilden, so zu einem Ensemble verbunden, den architektonischen Kern des Museumsquartiers. Beide Museen unterstreichen mit ihrer lapidaren Form den Objektcharakter, den sie innerhalb der gesamten Anlage haben sollen. In seiner leichten Schrägstellung orientiert sich das Leopold Museum nach den Gebäuden des Kaiserforums, während das Museum Moderner Kunst die Richtung der Blockstruktur des angrenzenden 7. Bezirks aufnimmt. Das Leopold Museum zeigt sich von außen als weißer, steinerner Kubus, der mit der weißen Steinfläche des Haupthofes verwachsen zu sein scheint. Der schlankere, dunkelgraue Steinkörper des Museums Moderner Kunst hingegen scheint mit seinem sphärisch gekrümmten Dach aus der Tiefe aufgetaucht zu sein, sich noch nicht so wie das Leopold Museum in die Umgebung eingefügt zu haben. Bei beiden Gebäuden soll die aus Naturstein massiv gemauerte Fassade, die sich auch über die Dachfläche zieht, dem Betrachter eine Dauerhaftigkeit vermitteln, die sich einerseits durch die reduzierte Form, andererseits durch die Qualität der Materialien und ihrer Verarbeitung herleitet.
Ortner & Ortner
seit 1994 Ortner & Ortner in Berlin
seit 1990 Ortner & Ortner Baukunst GmbH. in Wien und Linz
1987 Gründung von Ortner Architekten in Düsseldorf
Laurids Ortner
seit 1987 Professor für Baukunst an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf
1970-87 Atelier Haus-Rucker-Co in Düsseldorf mit Günter Zamp Kelp und Manfred Ortner
1967 Mitbegründer der Architekten- und Künstlergruppe Haus-Rucker-Co in Wien
1959-65 Architekturstudium an der TU Wien, Dipl. Ing.
1941 geboren in Linz
Manfred Ortner
seit 1994 Professor für Entwerfen, FH Potsdam
1971-87 Atelier Haus-Rucker-Co in Düsseldorf mit Laurids Ortner und Günter Zamp Kelp
1961-67 Studium Malerei und Kunsterziehung, Akademie der Bildenden Künste, Geschichte an der Universität Wien, Mag.
1943 geboren in Linz
jüngstes Projekt: Wien Mitte, mit Neumann & Steiner, Lintl & Lintl, BDG Mc Coll, 2000-2003
jüngste Publikation: Ortner & Ortner, Wörterbuch der Baukunst, Basel-Boston-Berlin 2000