Bauwerk

Generationen Wohnen Am Mühlgrund
Hermann Czech, Adolf Krischanitz, Werner Neuwirth - Wien (A) - 2011
Generationen Wohnen Am Mühlgrund, Foto: Karoline Mayer
Generationen Wohnen Am Mühlgrund, Foto: Katrin Bernsteiner
25. November 2011 - Az W
Die Wohnbauten am Bauplatz B Am Mühlgrund stammen von drei Architekturbüros, wobei sich die drei unterschiedlichen Objekte durch die kleinräumige städtebauliche Anordnung einerseits und die aufeinander abgestimmte Außenerscheinung andererseits zu einem Ganzen fügen. Bauphysikalisch und ökologisch optimierte Außenwandaufbauten mit farblich charakterisierter Holzverschalung (Fassaden aus sägerauem Lärchenholz, Stülpschalung) schaffen hier in der zentralen Peripherie (Anschluss an das Zentrum mit der nahliegenden U-Bahn Station) nicht eine provinzielle, sondern vielmehr eine eher städtische Situation.

Die zentrale Entwurfsidee, die allen drei Ansätzen zugrunde liegt, ist ein Bauen für die Wechselfälle des Lebens. Die Wohnungen erlauben einerseits Flächenvariation und andererseits individuelle Eigeninterpretation bis zum Selbstausbau. Eine ausschließlich generationsmäßige Zuordnung, wie sie aktuell im Wohnungsbau in Wien zu beobachten ist („Junges Wohnen“, StudentInnenenwohngemeinschaften), wurde bewusst vermieden, da sich Lebensweise und soziale Strukturen nicht nur am Lebensalter festmachen lassen, sondern individuell bestimmt sind. Das übergeordnete Ziel des Projekts sind bauliche Vorkehrungen für eine vielfältige Nutzung und für lebenslaufbezogene Adaptionsmöglichkeiten.

Bauteil Czech
Alle Wohnungen sind für die Wechselfälle des Lebens adaptierbar: Die mittlere und die obere Wohnung können über eine interne Stiege verbunden werden. So ergibt sich im oberen Geschoss eine separat barrierefrei zugängliche Jugend-, Alters- oder Gästewohnung. Einen weiteren Gestaltungsspielraum bieten konstruktive Öffnungen in den Stahlbeton-Schotten. Sie ermöglichen, dass die Wohnungen – analog zum Bestand in Altbauten – auch horizontal zusammengelegt werden können. Zwischen 15 und 30 Wohnungen sind möglich.
Auch in der Vertikalen bieten die Wohnungen Dank Raumhöhen von 4,05 m zusätzlichen Gestaltungsspielraum (Eigengestaltung durch Einbau von Podesten, Emporen mit Sitz-, Arbeits-, Schlafplätzen etc.). Die Wohnungen im Erdgeschoss und Staffelgeschoss sind besonders für Bewohner über 60 geeignet und barrierefrei adaptierbar. Die mittleren Wohnungen hingegen haben Stiegen außen und innen und profitieren von den Niveauunterschieden. Die Erschließungswege – einerseits gebündelt, andererseits individualisiert – sind Teil des Nachbarschaftskonzepts und wirken kommunikationsstiftend.

Bauteil Krischanitz
Adolf Krischanitz entschied sich für die Ausbildung zweier paralleler Baukörper, die einen gestreckten zentralen Hof bilden. Ergänzend zu drei unterschiedlichen Wohnungsgrößen (S, M, L) werden als Abschluss zuoberst auch Ateliers (XS) als vollausgestattete Kleinwohnungen angeboten. Die freie Schaltbarkeit dieser Ateliers mit den anderen Wohnungen erlaubt vielfältige Kombinationsmöglichkeiten. Es entsteht eine Flexibilität, die allen erdenklichen Lebensmodellen gegenüber ohne technischen Umbauaufwand optimal genutzt werden kann. Im Erdgeschoss und im Obergeschoss verbindet eine Terrasse die Wohnungen mit dem Außenraum. In diesem Bauabschnitt sind auch die Allgemeinflächen untergebracht. Im Tiefgeschoss, das über Schleusen an die Aufzugsschächte angebunden ist, befinden sich PKW Stellplätze, Kellerabteile sowie Fahrradabstellräume. Im Erdgeschoss wurde in unmittelbarer Nähe zum Gemeinschaftsraum ein Kinderspielraum mit davor liegendem Spielplatz eingerichtet.

Bauteil Neuwirth
Auch dieser Entwurf ist von einer Vielzahl von Wohn-Varianten geprägt. Die Kombination jeweils dreier Hauskörper zu einer Gebäudeform ermöglicht allein durch die Schaltbarkeit des Antrittspodestes der Treppe und/oder der Option des Schaltens einer Verbindungstür hinter dem Treppenkern unzählige Variationen. Die unterschiedlich großen „Dreiraumkörper“, die mit jeweils einem funktionellen Kern im Regelfall über zwei Geschosse ausgestattet sind, werden nach außen mit einem „Vorgarten“ erweitert. Die klare Begrenzung des „Vorgartens“ dient als äußere Fassung und wirkt als Grenz- und Vermittlungsform. Der Außenraum organisiert sich schichtweise um das Gebäude und nimmt graduell an Privatheit ab. Hier entstehen Zonen des Miteinander als geschützte Flächen für Kinder und für die nachbarliche Gemeinschaft. (Text Architekten, redaktionell überarbeitet und erweitert Martina Frühwirth)

teilen auf

Für den Beitrag verantwortlich: Architekturzentrum Wien

Ansprechpartner:in für diese Seite: Maria Welzigwelzig[at]azw.at